Elternsprechtage - nicht schon wieder!?
- Rigotti Karin

- vor 3 Tagen
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Es gibt Tage im Elternleben, auf die freut man sich nicht besonders. Es gilt: Augen zu und durch. Oder?
Wie kann man sich auf den Elternsprechtag vorbereiten? Ein Pflichttermin, in dem 7-10 Minuten darüber entscheiden, wie Klassenvorstände und Lehrer über dich und deine Familie denken, euch bewerten und somit auch die Haltung gegenüber deinem Kind mitentschieden wird. Ein Feedbackgespräch mit limitiertem Zeitrahmen, in dem über Leistungserbringung und Haltung deines Kindes gesprochen wird: und du kennst nur die Situation zu Hause.
Lass mich einige Punkte nennen, die dir das pädagogische Speed-Dating erleichtern und eventuell in einen zielorientierten Termin wandeln lassen:
Sprich offen mit deinem Kind über den Elternsprechtag - altersadäquat und authentisch. Die Fragen, die du deinem Kind stellen solltest sind:
Gibt es etwas, was ich wissen sollte? Willst du mir vor dem Termin noch etwas erzählen?
Was gefällt dir zur Zeit besonders gut in der Schule, was weniger?
Hast du einen Überblick über deinen Leistungsstand? Was glaubst du, wo du stehst?
Hast du Fragen, die ich für dich stellen könnte? - Das gilt natürlich vor allem für die jüngeren Schüler:innen.
Welche Lehrpersonen magst du besonders und warum? Mit welchen kommst du weniger gut zurecht und warum?
Zu welchen Lehrpersonen muss ich unbedingt und - wenn es sich zeitmäßig ausgeht - wen sollte ich noch kennenlernen?
Am Elternsprechtag nimm dir gerne deine Notizen mit. Du bist als Erwachsene:r nur einmal im Jahr im Lebensraum Schule unterwegs, Orientierung tut gut.
Dein Kind sieht dich in advokatorischer Position - ist dir das bewusst?
Eröffne die Gespräche selbst mit den gefürchtetsten Lehrpersonen positiv. Unerwartete Icebreaker wie "Was können Sie mir über mein tolles Kind erzählen?" können auflockern und auf Beziehungsebene wirken. Je nach Schilderung des Verhaltens und der Leistungsbereitschaft deines Kindes frag ganz offen nach Anleitung und Empfehlung. Du bist der Experte für dein Kind, der Unterrichtende ist der Experte für dein Kind im Gruppengefüge. Manchmal passen die Schilderungen sehr gut zur Eigenerfahrung, manchmal sind sie sehr konträr.
Gibt es Anleitungen und Tipps zur Verbesserung im Notenbild, dann vereinbare am besten Termine oder Möglichkeiten zur Evaluierung. So wie die Lehrpersonen gerne verlässliche Kooperationen mit unterstützenden Eltern eingehen, so braucht auch dein Kind konkrete Informationen zur Erwartungshaltung. Natürlich trifft dieser Punkt nur bis zu einem gewissen Alter zu. Selbständigkeit ist ein wichtiger Faktor der Reifung und du kannst dich als Elternteil aus diesem Teil der Verantwortung für dein Kind zurückziehen.
Hilf deinem Kind im Umgang mit Kritik: es ist nicht selbstverständlich, sachliche Kritik annehmen zu können. Viele Erwachsene hadern damit - wie soll ein Jugendlicher diese Kompetenz lernen, wenn nicht mit deiner Hilfe?
Was viele Eltern vergessen, aber sehr wichtig ist: mach eine Nachbesprechung mit deinem Kind. Welche Lehrperson hat welches Feedback gegeben, welche deiner Eindrücke sind deckungsgleich mit den Schilderungen deines Kindes - und wo haben sich die Erzählungen überhaupt nicht bestätigt? Falls ihr das im Vorfeld noch nicht gemacht habt, sprecht die einzelnen Gegenstände durch. Gib deinem Kind auch die konstruktiven Tipps und Anleitungen weiter: oft ist das den jungen Schüler:innen überhaupt nicht bewusst, dass es auch so etwas wie Lernstrategieentwicklung gibt. Der Start in gelingendes Lernmanagement ist nun mal mit dem Kalender: Priorisierung hilft!
Lass dein Kind nicht ganz alleine mit den neuen Informationen und Feedbacks: frag nach, wie es deinem Kind mit den neuen Feedbacks geht, ob es sich abgeholt fühlt oder unverstanden? Bereitet Gespräche vor, wie dein Kind mit der Lehrperson alleine sprechen kann: Verbalisierungshilfe und ein kurzes Durchspielen der Gesprächssituation können enorm helfen.
Bevor die Stresszeit im Jänner losgeht, erinnere dein Kind an den Kalender. Vorausschauendes Lernen ist der Garant für Erfolg. Oft sind die jungen Jugendlichen aber noch sehr unrealistisch in ihrer Planung. Frag hin und wieder nach, wie es in diesem oder jenem Gegenstand geht, ob Gespräche stattgefunden haben oder ob Lernpläne realistisch angesetzt waren.
Wir sind alle schon so lange aus dem Schulsystem draußen, dass wir oft vergessen: es war nicht immer leicht. Viele von uns hatten auch Angst vor der Zeit rund um den Elternsprechtag. Lasst es uns mit unseren Kindern anders machen und dieses pädagogische Speed-Dating so vor- und nachbereiten, dass unsere Kinder nicht nur Zwischenfeedbacks, sondern auch einen Motivationsschub bekommen!

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